Wenn mich Kunden fragen, welche Versicherung für Selbstständige am wichtigsten ist, dann steht die Betriebshaftpflichtversicherung ganz klar an erster Stelle.
Warum ist das so? Ganz einfach: Schon ein kleiner Fehler kann riesige Schäden verursachen – und ohne passenden Schutz kann das schnell existenzbedrohend werden.
Fehler sind menschlich – und sie passieren jedem. Das spielt keine Rolle, ob du selbst arbeitest oder ob einer deiner Mitarbeiter den Schaden verursacht. Für alles, was im Rahmen deiner Tätigkeit passiert, haftest am Ende du als Unternehmer.
Kurz gesagt: Wenn du eine Firma hast, musst du eine Betriebshaftpflichtversicherung haben.
Wusstest du, dass …
… deine Betriebshaftpflichtversicherung nicht nur Schäden bezahlt, sondern gleichzeitig wie eine passive Rechtsschutzversicherung funktioniert?
Wenn jemand Ansprüche gegen dich erhebt, leitest du diese einfach an deine Versicherung weiter. Der Versicherer prüft dann, ob die Forderungen berechtigt sind – und wehrt unberechtigte Ansprüche in deinem Namen ab. Diese Abwehrfunktion ist mindestens genauso wichtig wie die Schadenregulierung selbst – und wird oft unterschätzt.
Dieser eine Fehler kann gravierend sein!
Im Laufe der Jahre habe ich unzählige Versicherungspolicen gesichtet und geprüft. Dabei ist mir eines immer wieder besonders aufgefallen:
Das in der Police versicherte „Risiko“, also die Beschreibung und Einstufung der beruflichen Tätigkeit, passt oft nicht zu dem, was der Kunde tatsächlich macht.
Und genau hier lauert die größte Gefahr: Stimmt die Risikobeschreibung in deiner Police nicht mit deiner tatsächlichen Tätigkeit überein, kann es im schlimmsten Fall passieren, dass du im Schadenfall ohne Versicherungsschutz dastehst.
Achte deshalb unbedingt darauf, dass deine berufliche Tätigkeit in der Haftpflichtversicherung exakt und vollständig beschrieben ist – ohne Lücken oder unklare Formulierungen.
Beispiel:
Ein Handwerksbetrieb schließt eine Betriebshaftpflichtversicherung ab und gibt in der Police als Tätigkeit „Malerarbeiten“ an.
In der Realität führt der Betrieb aber auch kleinere Trockenbau- und Montagearbeiten aus.
Kommt es nun beim Einbau einer Trockenbauwand zu einem Schaden – etwa weil ein Wasserrohr angebohrt wird – prüft die Versicherung sehr genau: War diese Tätigkeit überhaupt mitversichert?
Ist sie in der Risikobeschreibung nicht aufgeführt, kann es passieren, dass der Versicherer den Schaden ablehnt.
Die Folge: Der Unternehmer bleibt auf mehreren zehntausend Euro sitzen – obwohl er dachte, abgesichert zu sein.
So beantragst du deine Betriebshaftpflichtversicherung richtig – Schritt für Schritt
Schritt 1: Unterlagen bereitlegen
Besorge dir alle wichtigen Daten: Gewerbeanmeldung, eine präzise Tätigkeitsbeschreibung, Mitarbeiterzahl und deinen Jahresumsatz. Bei einer Gründung musst du den „geplanten“ Umsatz angeben. Kleinere Fehler bei der Umsatzschätzung sind unproblematisch, da diese im jährlichen Meldebogen automatisch abgeglichen werden. Wenn die Mitarbeiteranzahl abgefragt wird, gilt in der Regel: „2 Minijobber = 1 Vollzeitkraft“.
Schritt 2: Tätigkeiten exakt beschreiben
Gib alle Tätigkeiten an – Haupt- und Nebentätigkeiten. Wenn du in mehreren Bereichen tätig bist, beschreibe auch den prozentualen Anteil (z. B. Hausmeister 60 %, Winterdienst 30 %, körperliche Arbeiten 10 %).
Manche Versicherer lassen nur vorgegebene Risikogruppen zu. Im Zweifel wendest du Dich per Mail oder persönlich an deine Versicherung.
Schritt 3: Angebote prüfen
Prüfe nicht nur den Beitrag, sondern vor allem:
- Deckungssumme: mindestens 5 Mio. €, bei großen Projekten besser höher.
- Selbstbeteiligung: Ein Selbstbehalt kann sinnvoll sein, um Beiträge zu sparen – solange er im Schadenfall tragbar ist.
- Leistungserweiterungen: Achte besonders auf Tätigkeitsschäden im Handwerk.
Tipp: Existenzgründerrabatt nutzen
Viele Versicherer bieten Gründern für die ersten Jahre einen Nachlass (oft 10–30 %). Dieser Rabatt gilt in der Regel für die ersten zwei bis drei Jahre.
👉 Frag aktiv danach – es lohnt sich.
Schritt 4: Versicherungsbeginn richtig festlegen
Der Versicherungsschutz muss spätestens mit Start deiner Geschäftstätigkeit greifen. Achte darauf, dass der Beginn korrekt eingetragen ist.
👉 Prüfe, ob vorläufige Deckung gilt, bis die endgültige Police vorliegt.
Schritt 5: Police nach Erhalt kontrollieren
Vergleiche die Police mit deinem Antrag. Stimmen alle Tätigkeiten, Deckungssummen und Klauseln? Falls nicht, reklamiere sofort.
Umsatzabhängige Tarife – das musst du wissen
Viele Versicherer stufen deine Betriebshaftpflicht entweder nach der Anzahl der Mitarbeiter, der Brutto-Lohnsumme oder nach deiner Umsatzgröße ein. Das dahinterliegende Prinzip ist einfach: Je höher dein Umsatz oder je mehr Mitarbeiter für dich arbeiten desto größer das Risiko – und damit auch der Beitrag. Grundsätzlich handelt es sich dabei um ein faires System, das sich an der tatsächlichen Entwicklung deines Unternehmens orientiert.
In der Praxis bedeutet das, dass du einmal im Jahr einen Meldebogen erhältst, in dem du die Umsätze des vergangenen Jahres angibst. Hast du mehr erwirtschaftet, als ursprünglich kalkuliert war, musst du den Differenzbeitrag nachzahlen. War dein Umsatz hingegen geringer, erhältst du in der Regel eine entsprechende Rückerstattung. Auf diese Weise passt sich die Betriebshaftpflicht flexibel an deine Geschäftsentwicklung an, sodass du nicht dauerhaft zu viel oder zu wenig zahlst.
Meine Empfehlung:
Eine Betriebshaftpflichtversicherung abzuschließen ist kein Hexenwerk. Achte – wie bereits erwähnt – auf die korrekte Erfassung deiner Tätigkeiten in der Police. Jedes Gewerbe bringt eigene Risiken mit sich, die unter Umständen zusätzliche Deckungen erfordern. Als Firmeninhaber weißt du am besten, wo die größten Gefahren deiner Tätigkeit liegen. Notiere dir deshalb, welche Punkte dir besonders wichtig sind, und gleiche diese sorgfältig mit dem angebotenen Versicherungsschutz ab.










